NAZIS NEIN DANKE !!!

Steffi Weigand erinnerte für unseren Kreisverband an die im Nazi-Deutschland ermordeten Juden aus Peine. "Diese unsagbaren Greueltaten dürfen sich nie wiederholen. Wir sind eine demokratische, tolerante und weltoffene Gesellschaft! Braune Umtriebe haben hier und anderswo nichts zu suchen."

Flagge zeigen gegen Rechts - keine Frage für die Grünen. Alle waren sich einig, dass ignorieren nicht die richtige Strategie sein darf. Welche Wirkung hätten die -wenn auch wenige- Nazis auf Kinder, SchülerInnen und Jugendliche beispielsweise ausgeübt, blieben ihre Parolen und ihr Versuch, als normale Partei Anerkenung zu finden, unwidersprochen? Was sollen unsere Partnerstädte in Griechenland und Finnland über fremdenfeindliche, rassistische Auftritte in unserer Stadt im Landkreis Peine denken, die ohne Widerspruch wohl allgemeine Zustimmung finden?

Steffi Weigand dankte gar der NPD für die Gelegenheit, für unsere Demokratie und Freiheit eintreten zu können und an diesem Samstagmorgen einer sehr sinnvollen Betätigung nachgehen zu können. (Rede nachfolgend.)

gez. Doris Meyermann    28.02.2015

 

"Vielen Dank an die NPD, dass sie uns an diesem Tag, völlig außerhalb von offiziellen Gedenktagen oder Mahnwachen ein Podium bieten, um uns auf die menschlichen Werte und die entsetzlichen Gräueltaten des Nationalsozialismus zu besinnen. Viele Menschen sagen: „Ich hätte heute eigentlich etwas Besseres zu tun gehabt!“. Denken tun es sicherlich alle hier. Aber ich frage: Gibt es etwas Besseres, als gemeinsam für Menschlichkeit zu stehen? Also nochmal: Danke dafür!

Das Bündnis für Toleranz steht, auch dafür vielen Dank, denn so können wir immer wieder trainieren und erfahren, wie schnell wir hier in Peine gegen Rechts reagieren können und wie gelassen wir auch kurzfristigen rechten Demos entgegenblicken können.

Warum ist eine Besinnung auf die menschlichen Werte so wichtig?

Wir erleben eine Zunahme von Fremdenfeindlichkeit, von Islamophobie und Antisemitismus. Die Süddeutsche Zeitung widmete gestern ihre gesamte Seite Drei dem Thema Antisemitismus aus der Mitte der Gesellschaft. Darin wird auch das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zitiert, nach dem 81% der Deutschen der Meinung sind, dass wir „[…] die Geschichte der Judenverfolgung mal langsam hinter uns lassen sollen“!! 81%!! Das kann ich kaum glauben!

Dieses Unrecht in seiner beispiellosen Dimension können wir nie hinter uns lassen! Wenn heute der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, seinen Glaubensbrüdern und Glaubensschwestern empfiehlt, sich nicht öffentlich als Juden kenntlich zu machen, dann erschreckt mich das zutiefst!

Hier in Peine gibt es auch eine jüdische Geschichte, die wir nicht hinter und lassen und vergessen dürfen. Der bekannteste Peiner ist sicherlich Sally Perel, Ehrenringträger der Stadt, der sich als Junge vor den Nationalsozialisten versteckt hat, indem er sein Judentum verleugnete und sich als arischen deutschen Jungen ausgab. Dafür hat er sich jahrzehntelang geschämt. Können wir das vergessen?

Ein weiterer bekannter Jude war Hans Marburger, nach dem heute eine Straße und ein Platz in Peine benannt sind. Mich hat die Sonderseite, die die PAZ letzte  Jahr im November brachte, sehr erschüttert. Dort wurde die ganze Geschichte erzählt, in der sich ein 17-jähriger Junge schützend vor seine Mutter stellte, von den Nazi-Schergen erst ins Amtsgericht gebracht wurde, wo ein menschlich denkender Amtsrichter alle wieder mit den Worten wegschickte, das Gefängnis sei nicht für unschuldige junge Menschen da und dachte, er hätte Hans Marburger damit gerettet und dieser dann in der Peiner Synagoge erschossen wurde. Im Peiner Stadtarchiv können übrigens die Akten zu diesem Fall eingesehen werden.

Die Familie von Hans Marburger wurde innerhalb von 6 Jahren ausgelöscht. Seine Schwester Lotte starb 24-jährig in Breslau, seine Mutter wurde von den Nazis 1942 in einem Lager bei Warschau ermordet, sein Vater 1945 in einem Internierungslager.

Es gibt aber noch viel mehr Peiner Opfer, an die wir uns erinnern, die wir nicht vergessen wollen:

Emil Alexander, ermordet 1942 in Auschwitz,

Johanna Fels, ermordet 1942 in Theresienstadt,

Dr. med. Hans Bernhard Freudenthal, der einen  Kindertransport von Bielefeld über Theresienstadt nach Auschwitz begleitete und dort 1943 gemeinsam mit den Kindern ermordet wurde,

seine Frau Martha, geb. Spiegelberg, die 1942 in Theresienstadt ermordet wurde,

Ruth Graetz, ermordet in Auschwitz,

Anna, Erna und Margot Berta Hertz, alle 1942 in Auschwitz ermordet,

Berta Herzog, 1945 in Auschwitz ermordet,

David und Berta de Jonge, 1942 in Auschwitz ermordet,

Erich Mesritz, 1945 in Buchenwald ermordet,

Benno Mesritz, 1943 in Sobibor ermordet,

Sitta Mesritz, 1943 in Auschwitz ermordet,

Minna Mosheim, 1942 in Theresienstadt ermordet,

Berta Sostmann, 1944 in Auschwitz ermordet

Gretchen Sostmann, 1944 in Theresienstadt ermordet.

Danke, dass ihr uns helft, sie nie zu vergessen!"

(Für den Kreisverband der Grünen: Stefanie Weigand, Sprecherin)

 

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