Quo Vadis Wald?

Weber, der seit 1961 aktiver Förster und mittlerweile außer Dienst ist, hat selbst mehrere Umweltverbandsgruppen und eine Stiftung für den Erhalt naturnaher Wälder gegründet. Zu Beginn betonte er, dass auch er noch immer dabei sei, „den Wald richtig kennenzulernen“. Damit griff er den roten Faden auf, der sich durch die zweistündige Veranstaltung zog: wie viel hat Forstwirtschaft mit Waldschutz zu tun? Und wie viel wissen wir eigentlich wirklich über unsere lebenswichtigen Wälder?


Schlüssig deckte der Förster und Waldschützer schon zu Beginn des Vortrags auf, wie durch die intensive Forstwirtschaft der letzten Jahrzehnte der Wald durch Monokulturen, Altersklassenwaldbewirtschaftung und den Einsatz von schwerem Gerät sukzessive geschwächt wurde und wird, so dass jetzt die Folgen der klimatischen Veränderungen und die Buchdrucker, auch bekannt unter dem Namen Borkenkäfer, dem aktuellen Wald schwer zu schaffen machen. „Der Borkenkäfer ist nicht die Wurzel des Übels, sondern die Fichtenmonokulturen, die sehr stressanfällig sind und nun durch die Arbeit der Käfer dezimiert werden“, erklärte Weber und betonte, dass 40% der Wälder in Deutschland aktuell falsch bewirtschaftet werden. „Das Leben ist robust, die Vitalitätszustände des Waldes waren schon immer sehr wechselhaft und abhängig vom Zustand der Wasserversorgung. Seit der Jungsteinzeit haben sich die Baumbestände in Mitteleuropa immer wieder gewandelt. Erst die massiven Eingriffe in den Wald durch die Forstwirtschaft mit ihren Monokulturen, flächendeckenden Kahlschlägen und daraus folgenden Altersklassenwäldern hat den Wald so anfällig gemacht, wie wir ihn gerade erleben. Der Stress durch die Folgen des Klimawandels mit zunehmenden Extremwetterlagen kann dadurch kaum kompensiert werden“, führte der Experte aus Königslutter aus. Er plädierte für einen Dauerwald mit gemischtem Baumbestand, in dem die Natur ihren Lauf nehmen kann, da die Bäume sich nur so in unterschiedlichen Altersphasen entwickeln können. Auch den Begriff „Naturnähe“, für den es bisher keine eindeutige Definition gibt, nahm er kritisch unter die Lupe. „Bisher haben wir nur ein klitzekleines Teilwissen über das System Wald erlangt, viele Pilze und andere Arten sind noch gar nicht identifiziert und wir bekommen gerade erst eine Ahnung, wie in dieser Welt miteinander kommuniziert wird und in welchen symbiotischen Beziehungen die Arten zueinander stehen. Die Wechselwirkungen des Ökosystems sind nicht mit klassischen naturwissenschaftlichen Methoden und Theorien messbar, das natürliche Chaos hat einen Sinn, den wir Menschen nicht durchdringen können“, fasste Weber seine Erkenntnisse aus seiner jahrzehntelangen Arbeit und Beobachtungen in unterschiedlichsten Wäldern Europas zusammen.


Im Anschluss entspann sich eine rege Diskussion und etliche Fragen aus dem Publikum wurden umfangreich beantwortet.

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