GRÜNE für ökologisches Bauen in Vechelde-Wahle

-           Aus diesem Grund werden wir fordern, dass die Gemeinde eine Bestandsaufnahme  mit einem Zukunftsszenario für den Kernort in Auftrag gibt. Erst solch ein Kataster und ein darauf aufbauender Masterplan für die Kernort-Entwicklung geben uns verlässliche Daten an die Hand, um die Frage der Ausweisung neuer Baugebiete verantwortungsvoll zu entscheiden. Die Nachfrage von Bauinteressenten ist ein wichtiges Kriterium, aber nicht das einzige. Der Markt von Angebot und Nachfrage regelt eben nicht alles, wir haben mittlerweile eine sozial-ökologische Marktwirtschaft und müssen entsprechend lenkend eingreifen.

-          Die Verkehrsbelastung. Verkraftet die aktuelle Straßenführung  100 weitere Autos täglich? Sind Staus mit all den Folgewirkungen vorhersehbar? Welche Auswirkungen sind für die B 1 Richtung Braunschweig zu erwarten? Ist ein noch höherer Berufspendlerverkehr z.B. für die Ortsdurchfahrten Denstorf und Vechelade noch zumutbar?

-          Veränderung des Landschaftsbildes und Eingriff in den Öko-Haushalt. Lässt sich das neue Baugebiet integrieren oder bleibt es ein Fremdkörper im Landschaftsgebilde? Geht wertvoller Baum- oder Pflanzenbestand verloren, verliert die Gemeinde eine grüne Lunge, gibt es schützenwerten Tierbestand oder erfüllt das Gebiet eine wichtige ökologische Ausgleichs-Funktion? Ist der weitere Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche gerade angesichts der steigenden Preise für Ackerflächen zu rechtfertigen?

-          Die soziographische Balance. Verkraftet ein Ortsteil oder Vorort oder eine Nachbargemeinde ein großes Neubaugebiet oder lässt es das Gemeinschaftsgefühl, die Identität des Dorfes kippen? Ist die Größe eines Baugebietes signifikant für die Integrationsbereitschaft in die gewachsenen Orts- und Vereinsstrukturen oder werden neue Bedarfe und Strukturen wachsen?

-          Der Zuschnitt des künftigen Baugebiets. Liegt dieser zu dicht an einem schützenwerten Areal oder behindert er die Landwirtschaft oder zersiedelt er den Ort?

All dies können wir aber im Fall des angedachten Neubaugebietes Auestraße nicht erkennen bzw. erscheint es uns als kleineres Übel hinnehmbar.

Denn es gibt auch ernstzunehmende Argumente für ein neues Baugebiet gerade an diesem Standort:

-          Vechelde profitiert als verkehrsgünstig gelegener Speckgürtel von der Prosperität der Stadt Braunschweig und deren Einwohnerzuwächsen. Gerade junge Familien aus den Bereichen Wissenschaft und Forschung  wollen stadtnah, aber ländlich und vor allem zu erschwinglichen  Preisen bauen. Vechelde kann diesem Wunsch begegnen, damit einen Haushaltsüberschuss erzielen und mittelfristig die Bevölkerungsstruktur in Vechelde positiv gestalten.

-          Die mittelständische Industrie, Handel und Gewerbe im Landkreis bzw. in der Gemeinde Vechelde profitieren von den Neubürgern und auch die Steuereinnahmen steigen (Gewerbesteuer und Grundsteuer sowie die Mittelzuweisungen durch das Land Niedersachsen).

-          Bei geschickter „Integrationspolitik“ können die  „NeubürgerInnen“ auch „VechelderInnen“ werden und kulturell oder auch allgemein, was bürgerschaftliches Engagement betrifft, ein Gewinn für den Ort darstellen.

-          Junge Familien sichern auch mittelfristig den Schulstandort Vechelde mit seinem breiten Angebot.

Trotzdem könnten wir aus den vorher genannten Gründen gegen die Ausweisung bzw. den Aufstellungsbeschluss für dieses Baugebiet stimmen. Aber mit welcher rationalen und nachvollziehbaren Begründung wollen wir für 60, aber nicht 70 Bauplätze sein, oder für 70, aber nicht für 90? Stören 60 neue Familien  nicht das Dorfgefüge, 70 oder 90 aber schon??? Erlauben nur 60 Häuser noch einen freien Blick in die Landschaft, 70 aber nicht????

Ist das vielleicht schon  Wahlkampfgetöse der CDU unter dem Vorwand der Wahrung der Ortsrats-Interessen? Will die CDU beweisen, dass sie eine kämpferische Oppositionsrolle wahrnehmen kann? Das würde ja Sinn machen im Hinblick auf die Landtagswahlen im Januar 2013!!!

Wir stimmen jedenfalls unter Vorbehalt dem Aufstellungsbeschluss zu. Der Vorbehalt richtet sich auf die konkrete Ausgestaltung des Bebauungsplans. Hierzu haben wir ja schon mehrere Initiativen ergriffen. So die Einladung des Experten für ökologisches und nachhaltiges Bauen von der Uni Braunschweig und die Vor-Ort-Besichtigung von zwei Baugebieten, in denen beispielhaft ökologisches Bauen über den B-Plan gefördert und nicht gefordert wurde, nämlich Lehrte „Am Stadtpark“ und Wennigsen „Neue ökologische Siedlung“. Erinnert sei auch an unsere Versuche, Passiv-Bau-Standards für das Dornberg-Carree zu erreichen.

Das bedeutet, dass unser endgültiges Ja zur Auestraße von den konkreten Festlegungen im weiteren Bauleitplanverfahren abhängen wird:

-Gibt es klar definierte Standards für ökologisches Bauen?

- Sind  finanzielle Anreize für Bauwillige zielführend, diese definierten Standards für ökologisches Bauen einzuhalten?

- Wie ist die Verkehrsführung innerhalb des Quartiers (dient sie zur Verkehrsberuhigung, sind Spielstraßen eingeplant) etc.?

- Gibt es öffentliche Grünflächen etc.?

- Ist eine Anbindung an den Ortskern von Wahle realisierbar?

- Gibt es öffentliche Begegnungsmöglichkeiten in dem Baugebiet, sodass ein Quartiers-Gefühl entstehen kann (z.B. ein generationsübergreifendes Haus oder Dorftreffpunkt für alle WahlerInnen)

Solch eine ökologisch – nachhaltige Bauleitplanung könnte ein wichtiger Werbefaktor sein und ökologisch interessierte Bauwillige nach Vechelde locken.

Bernd Hoffmann-  Mitglied im Ausschuss für Umwelt und Planung     22.12.2012

 



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