„Wasser ist Leben- wie geht es unserem Wasser?“

Eröffnet wurde die Podiumsdiskussion, an der Wilfried Henties für das Landvolk, Hans-Hermann Baas und Michael Wittemann für den Peiner Wasserverband, Kreisbaurat Christian Mews, Hans-Joachim Janßen als Vorsitzender des Landesverbandes der Grünen und Heiko Sachtleben als Fraktionsvorsitzender im Kreistag teilnahmen, durch einen Vortrag von Thorsten Hartung vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. Ausführlich erklärte er die Legende seiner Behörde und die Methodik, mit der die Qualität des Wassers untersucht wird. In seiner PowerPoint-Präsentation ging er auf die Punkte Systemverständnis mit Bezug auf Nitrat (NO3), den Sachstand hierzu im Landkreis Peine, den Sachstand des Grundwasserstandes und die Bewertung der Grundwassergüte ein. Er erklärte, in welchen unterschiedlichen Bodentiefen Messungen vorgenommen werden: in der Wurzelzone, die 0-1,2 m unter der Erdoberfläche liegt, liegt der Durchschnittswert für NO3 bei 110 mg/l, in der Sickerwasserzone (2-5 m) bei 90 mg/l, in der Grundwasserzone (2-15 m) immerhin noch bei 70 mg/l und lediglich im Rohwasser (tiefer als 30 m) liegt der durchschnittliche Messwert bei unter 5 mg/l Nitrat. „Diese Werte sind alarmierend“, erklärt Wilke. „Durch die noch funktionierende Denitrifikation, womit ein Prozess beschrieben wird, in dem Bakterien Nitrat abbauen, sind unsere Rohwasserbestände noch unbedenklich. Dieser Prozess ist jedoch endlich, derzeit kann niemand vorhersagen, ab wann das Nitrat dann ungehindert in die niedrigen Bodenschichten durchtreten kann und die Nitratwerte in unserem Trinkwasser deutlich ansteigen werden“, fasst sie die Erkenntnisse aus dem Vortrag zusammen.

Im Landkreis Peine werden 42 Grundwassermessstellen regelmäßig beprobt, wobei die meisten Messstellen rund um das Wasserwerk in Wehnsen liegen. Anhand einer Tabelle, die die Durchschnittswerte über den Zeitraum der letzten 10 Jahre darstellte, wurde sichtbar, dass die Nitratwerte im Landkreis von 2009 bis 2018 zwischen 52 und 75 mg/l schwankten. Der empfohlene Grenzwert liegt bei 50 mg/l. Auch zu den Grundwasserständen wurde eine Statistik präsentiert, die regelmäßige Schwankungen von 1961 bis heute aufwies. „Bisher hat sich der Grundwasserkörper immer wieder erholt, allerdings wurde 2019 der niedrigste Stand seit Beginn der Messungen verzeichnet“, so Wilke.

Zur Bewertung der Grundwassergüte führte Hartung aus, dass fast im gesamten Gebiet des Landkreises der chemische Zustand mit Blick auf Nitrat schlecht sei, wobei die Gebietskulisse Grundwasser noch nicht stark betroffen sei. Er wies darauf hin, dass die auf Drängen der EU geänderte Düngeverordnung ab 2020 eine Reduzierung von 20% Nitrat bewirken wird. Abschließend betonte er, dass die Landwirtschaft den größten Einfluss auf die Nitrateinträge in den Boden hat und diese ihre anderweitigen Erklärungen, die sie häufig anführt, bisher nicht belegen konnte.

In der anschließenden Podiumsdiskussion betonte Herr Henties, dass sein Bauernvolk in Aufruhr sei, da viele Dinge „…fachlich vollkommen aus dem Ruder“ laufen. Gleichzeitig bedankte er sich für die Einladung und für die Möglichkeit, miteinander zu reden. Ausführlich erklärte er die Probleme, vor die Landwirte durch die reduzierten Mengen an Dünger zukünftig gestellt werden.

Herr Wittemann unterstrich, dass die Wasserqualität bisher gut und aus seiner Sicht gesichert sei, da das geförderte Wasser aus 50 m Tiefe komme. Sollte in der Zukunft die Denitrifikation nicht mehr stattfinden, müsse allerdings in tieferen Schichten gebohrt werden, was sicher zu einem deutlichen Preisanstieg führen würde.

Herr Mews betonte die Relevanz von sauberem Wasser, für dessen Qualität der Landkreis zu sorgen habe.

Herr Baas erklärte nach einem kurzen Exkurs in das Wirtschaftsgebiet des Wasserverbandes, der 30 Kommunen mit Trinkwasser beliefert, dass es in Zukunft vorrangige Aufgabe sein muss, das Durchdringen des Nitrats in tiefere Schichten zu verhindern.

Hanso Janßen erklärte auf die Frage, welche Position die Grünen im Land Niedersachsen in Bezug auf die Landwirtschaft einnehmen, dass die Partei sowohl hinter der konventionellen als auch hinter der ökologischen bäuerlichen Landwirtschaft steht, wobei agrarindustrielle Entwicklungen mit Sorge zu betrachten sind. Hier sieht er besonders die intensive Viehhaltung als großes Problem an, die allerdings im Landkreis Peine keine große Rolle spielt.

Heiko Sachtleben erklärte abschließend, dass er die Gelassenheit vieler Diskussionsteilnehmer nicht teile und dass schon in der Global 2000-Studie, die in den 1970er Jahren vorgelegt wurde, auf die Problematik des potenziell gefährdeten Grundwassers eingegangen wurde, jedoch keine Konsequenzen gezogen wurden. Genauso bestätigten sich aktuell alle anderen Prognosen in Bezug auf Klima und Umwelt. Es sei höchste Zeit, nun die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. „Die Frage nach Wasser darf keine soziale Frage werden“, warnte Sachtleben.

Im Anschluss wurden Fragen aus dem Publikum beantwortet und auch nach Veranstaltungsschluss wurde in Kleingruppen lebhaft diskutiert.

„Offensichtlich haben wir hier einen sehr wunden Punkt getroffen“, resümiert Claudia Wilke den Abend. „Wir werden weiter an den aktuellen Themen dranbleiben, denn nicht nur die Zukunft unserer Wasserversorgung steht derzeit auf dem Spiel“.

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